SANDRA KOLONDAM

Es ist die Liebe zur Beobachtung, die fasziniert.

​Es ist das Genaue, aber auch das Unkonkrete, das fordert.

Es ist die Vielfalt der Farben, die beflügelt.

Es ist die Unendlichkeit der Darstellungen, die nicht ruhen lassen.

Es ist das Schaffen, das Glück und Zweifel miteinander verbindet.

Es ist die Inspiration, die bestätigt.

Es ist die Leidenschaft, die zur Auseinandersetzung treibt …

(Sandra Kolondam)

Sandra Kolondam ist eine freischaffende Malerin. Sie lebt und arbeitet mit ihrem Mann Klaus Soppe, der ebenfalls Maler ist, in Berg am Starnberger See.

Die Tochter einer Münchnerin und eines Indonesiers, wuchs in der damaligen Arbeitersiedlung „Harthof“ in München auf, in der auch Groß- und Urgroßeltern mütterlicherseits beheimatet waren. Im jungen Erwachsenenalter verschlug es Sandra Kolondam in den Süden von München.

Sandra Kolondam ist Mitglied im Münchner Künstlerhaus Verein am Lenbachplatz in München.

1979                geboren in München
​2011 – 2012    Private Schülerin von Klaus Soppe
                       (Meisterschüler Robin Page an der Akademie der bildenden Künste München)
​2014 – 2016    Schülerin von Prof. Markus Lüpertz
                       (Diplom Adbk Kolbermoor)
​2015 – 2016    Schülerin von Rosa Loy, Leipziger Schule
                       (Absolventin Meisterkurs Kunstakademie Bad Reichenhall)
​Zur Malerei von Sandra Kolondam von Dr. Bettina Krogemann, M.A., Kunsthistorikerin und Autorin

Überschärfte Realität: Dem Wesen der Dinge auf der Spur

​Realismus und auch Hyperrealismus sind Begriffe, die man als Kunsthistoriker mit der Malerei von Sandra Kolondam verbindet. Denn was sehen wir prima vista in ihren Gemälden? Immer sind es Gegenstände oder reale Dinge. Mal sind sie in der Totalen erfasst, mal in einem Ausschnitt, der so gewählt ist, das wir erst beim eingehenden Betrachten erkennen, dass die gewählte Perspektive Ungewohntes, leicht zu Übersehendes für uns sichtbar macht. Unser Blick wird auch auf gegenständliche Objekte und Stoffe gelenkt, die sehr exakt und detailgenau gemalt sind, so dass sie schließlich geheimnisvoll wirken. Dann werden Objekte und Körper, die wir aus täglicher Anschauung kennen, in Kolondams Malerei so miteinander kombiniert, dass wir als Betrachter schließlich vor kleinen Paralleluniversen, ungewohnten Welten stehen.

Das Zusammenspiel dieser traditionellen und modernen Facetten realbezogener Malerei ist typisch für die Kunst des frühen 21. Jahrhundert. Schon im Jahr 2004 widmete die Frankfurter Schirn genau dieser neuen malerischen Tendenz eine umfangreiche grundlegende Ausstellung mit dem Titel „Wunschwelten“. Im Untertitel trug die Schau den Namen „Die neue Romantik in der Kunst.“ Auch die sogenannte Neoromantik, mittlerweile ein feststehender Begriff in der Geschichte der jungen Malerei, ist neben dem Realismus und dem Hyperrealismus eine der Säulen, auf der die Kunst von Sandra Kolondam fußt. Als Betrachter können wir den Bildern immer auch etwas Gewohntes ablesen, denn ihre Elemente sind meist dem realen Leben entnommen. Manchmal stand Sandra Kolondam den bildnerischen Situationen, die sie darstellt, sogar wirklich gegenüber. Das kann sein, muss aber nicht. Es gibt auch ganz fiktive, eher der Ideenwelt der Künstlerin verhaftete Kompositionen.  

Hyperreal

​Was das ist? Eine Art Fortführung des Realismus aber mit anderen Mitteln, mit solchen, die die Wirklichkeit übersteigern. Diese Art der Malerei steht dem Fotorealismus nahe, ist aber nicht so liebreizend wie dieser, sondern hat durchaus einen ironischen und existentialistischen Unterton. Sein wichtigstes Wesensmerkmal ist die Detailgenauigkeit, mit der Dinge des täglichen Lebens dargestellt werden. Da ist zum Beispiel der bildfüllende, große Luftballonstrauß vom Oktoberfest in München, den Kolondam wie eine Trompe L´oeil-Malerei in Szene setzte und mit „Make my Day“ betitelte. Das Gemälde zeigt einen Ausschnitt des enorm plastisch gemalten Souvenirs, der zentrale Bildteil bewegt sich fast auf den Betrachter zu, dringt nach vorne, zum Hintergrund hin flacht die Komposition ab. Die Ballons glänzen, sie erstrahlen in prächtigen Farben und werden so zu kostbaren Juwelen, obwohl sie nur aus Kunststoff oder Gummi sind. Und der Luftballonstrauß wirkt monumental, er ist bildflächenfüllend oder besser, da er im Ausschnitt wiedergegeben ist, passt er eigentlich in die Bildfläche gar nicht mehr hinein. Das verleiht ihm eine übergebührlich großartige Wirkung, dem Luftballonstrauß vom Münchener Oktoberfest.

„Make my day“, Öl auf Leinwand, 140x110cm

Bildwürdigkeit des Alltäglichen

Wo findet Sandra Kolondam ihre Motive, die sie in Öl auf mittelgroße oder großformatige Leinwände bringt? In ihrem Leben, ihrer Umgebung, auf einem Spaziergang, auf einer Reise, auf einem Markt. Da ist zum Beispiel eine Waldlichtung. Die Silhouetten der Bäume stehen wie verschattet im Sonnenlicht, ihr Dunkel ist gegen die helle Partie wie eine Schlaglichtschattenmalerei aus der Zeit des veristischen Barocks gesetzt – Chiaroscuro nennt die Kunstgeschichte dieses dramatische Kompositionsprinzip. Dass es sich um eine Waldlichtung handelt, offenbart sich erst bei ausgiebiger Betrachtung, denn die stark ausschnitthaft gewählte untersichtige Perspektive reduziert das Dargestellte zu einer Art Abstraktion, wären da nicht einige Details im Vordergrund zu erkennen, die das Ungegenständliche wieder gegenständlich werden lassen – ein kleines Vexierspiel mit der Realität, das immer wieder wie ein Leitmotiv in Kolondams Arbeiten zu finden ist.

Wie sehen Baumkronen aus, wenn man unterhalb von ihnen steht, die Sonne fast im Zenit verweilt und man hochschaut? Bei Kolondam verwandeln sich aus dieser Perspektive Baumkronen in einen in Farbe und Licht aufgebrochenen Raum, der an die Pleinairmalerei der französischen Impressionisten erinnert. Das sind die Baumkronen im Blickfeld der Künstlerin.

„Lichtblick“, Öl auf Malkarton, 40x50cm und 30x30cm

Paralleluniversen

​Sandra Kolondam spielt gerne mit unseren eingefahrenen Sehgewohnheiten. Wie ihr das gelingt? Sie schafft Polyperspektiven auf einem Bild, die lebendige Situationen zwischen Hintergrund und Vordergrund schaffen. Sie vermengt Maßstäbe in ihren Bildwelten, die das Reale wieder wegnehmen, womit Gegenständliches und Figürliches einen anderen Wesenszug bekommt. Beides wird so fiktional und betont den artifiziellen Charakter des Gemäldes.

Ein wichtiges Mittel, um solche Effekte zu erreichen, sind Eigenschaften und Wirkungen von Farben und ein genauer, wissentlicher oder intuitiver, Einsatz derselben. Gut abzulesen sind all diese Gestaltungsprinzipien an Kolondams Triptychon „Glück“. Wie der Titel es schon andeutet, ist es ein heiteres Bild. Ein junges Mädchen geht mit einem Schmetterlingsnetz auf die Jagd, um das, wie wir wissen, stets ephemere „Glück“ einzufangen. Ihr Körper ist strahlend blau, wie auch die großen Palmen, die die vegetative Kulisse bilden. Dieses Blau ist die Untergrundfarbe, alle weiteren Farben liegen auf und schaffen Bildtiefe oder Nähe zum Betrachter hin. Ganz an der Oberfläche des Gemäldes tummeln sich quirlige rötliche Goldfische. Der Betrachter wird mit dieser Gestaltung durch verschiedene Malebenen mit auf die Reise genommen. Wird die junge Jägerin mit ihrem Netz das Glück einfangen? Die Frage bleibt offen.

Viele von Kolondams Gemälden spielen so mit dem Bildhorizont, der Sicht auf die Dinge, der Perspektive. Oben wird zu unten, groß wird klein und klein wird groß, das wahrnehmende Auge wird durch ein Wechselspiel von vorne nach hinten oder retour geführt. Zu entdecken gibt es viel, fast wie in der trickreichen Trompe-l’œil Malerei mit ihren Phantasielandschaften und ganz ähnlichen spielerischen Perspektiven aus vergangenen Zeiten.

„Glück“, Triptychon, Öl auf Leinwand, 330cm x 135cm,

Malen

​Sandra Kolondam malt in Öl auf Leinwand, einer der traditionellen und sehr zeitintensiven Maltechniken. Die Farben setzt sie ohne Unterzeichnung auf, in der Regel legt sie die Farben einer Komposition nicht vorher an, sondern gestaltet eher während des Malprozesses mittels der tatsächlichen Wirkungen der Farben und des Lichts. Farbschichten trägt sie fein auf, fast sind sie lasiert, dann können Übermalungen folgen, mit der die Bildtiefen geschaffen werden. Komplexe, vielfigurige Kompositionen entstehen erst einmal im Kopf und manchmal en miniature wie ein Karton als Vorlage, um dann direkt auf dem Bildträger ausgestaltet zu werden. Das Reale, Hyperreale und die Parallelwelten entstehen dann während des eigentlichen Malens. 

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