Berge und mehr: Eine Retrospektive des berühmten Tiroler Bergmalers

Oskar Mulley (1891-1949) und zeitgenossen

Gemeinsam mit dem Urenkel des Künstlers Herbert Ascherbauer



Oskar Mulley kam 1891 in Klagenfurt (Kärnten) zur Welt. Schon in seiner Schulzeit war
das Zeichnen und Malen seine große Leidenschaft. Bei den Eltern konnte der Bub
seinen Willen durchsetzen, sich zum Kunstmaler ausbilden zu lassen wozu er
vorerst zwei Semester an der renommierten Fachschule für gewerbliche Malerei in
München (Westenriederstraße) studierte. 1910 ging er nach Wien, wo er die
Aufnahmeprüfung an der Akademie der bildenden Künste mit solchem Erfolg
bestand, dass er gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen wurde.

Nach Abschluss der Kunstakademie trat der akademische Maler Oskar Mulley seinen
Präsenzdienst an, Ende 1914 erfolgte die Einberufung in den Krieg, der ihn 1916
an die Südwest-Front nach Südtirol führte, wo er das Hochgebirge und die
obersten Siedlungen der Bauern aus nächster Anschauung kennenlernte; diese
Eindrücke hat er später in seinen Bergbildern verarbeitet.

Zu Kriegsende 1918 erfolgte die Versetzung von Mulley zum Stationskommando
Kufstein (Tirol), wo er in die Organisation der Truppenrückführung eingebunden
war.

Mit seiner 1917 geehelichten Frau Luise ließ er sich in Kufstein nieder. Das
gesellige und kontaktfreudige Ehepaar Mulley fand rasch gesellschaftlichen
Anschluss; bald konnte er sich auch als Künstler etablieren und die materielle
Existenz seiner Familie – die Töchter Inge und Gerda kamen 1920 und 1929 zur
Welt – sichern.

Ab 1920 waren Mulleys, vom Wiener Secessionismus inspirierten und vom Publikum
ebenso wie von der Presse hervorragend beurteilten Bilder in zahlreichen
Ausstellungen zu sehen.

Bei der Wanderausstellung „Tiroler Künstler“, die 1925/26 in mehreren großen
deutschen Städten zu sehen war, wurde das erste „pastose“ Bild von Mulley
gezeigt – „Holzschuhe“. 1925 entstanden auch die ersten Bilder hochalpiner
Landschaften bei denen die mit Pinsel und Spachtel, zum Teil sogar direkt mit
der Tube dick aufgetragene Ölfarbe geradezu in Materie des Dargestellten
übergeht. Mächtig aufragende Felswände, bedrohliche Abgründe, einsame
bäuerliche Gehöfte, Bergdörfer, Kapellen und Bildstöcke sind hauptsächliche
Motive dieser meist großformatigen Gemälde, die in ihrer Art innovativ und so
bisher nicht gesehen waren. Entsprechend sorgten sie für enorme Aufmerksamkeit
und waren so begehrt, dass sie der Familie Mulley einen erheblichen materiellen
Wohlstand bescherten.

1927 wurden Mulley-Bilder preisgekrönt: In der Wiener „Secession“ war sein Bild
„Bergsee“ ausgestellt, das ihm die „Goldene Staatsmedaille für bildende Kunst“
einbrachte und in Budapest wurde ein dort gezeigtes „Bergbauernhaus“ mit der
„Königlich ungarischen Staatsmedaille in Gold“ gewürdigt. Im gleichen Jahr
wurde er in den elitären Kreis der Künstlervereinigung „Wiener Secession“
aufgenommen; als „Egger-Lienz der Landschaft“ wurde Mulley später in der Presse
bezeichnet, wo über seine Kunst in dieser Zeit auch zu lesen war: „Mulley ist
ein Gestalter von wahrhaft überzeugender Kraft; seine Bilder sind breit und
pastos gearbeitet, in allen gehen die Farben zu wundervoller Harmonie zusammen
und sie treten uns im wechselvollen Spiel der Lichteffekte entgegen – das alles
macht sie zum ungemein starken Erlebnis. Man steht bei seinen Bildern vor etwas
Erst- und Einmaligem; man erinnert sich nicht, das schon einmal so oder ähnlich
gesehen zu haben.“

Als Mulley in Folge der so genannten „1000-Mark-Sperre“, die ihm den Kontakt zu
seinen deutschen Kunsthändlern enorm erschwerte, 1934 mit seiner Familie nach
Garmisch in Bayern übersiedelte, konnte er als mittlerweile renommierter und
weitum bekannter Kunstmaler nahtlos an seine erfolgreichen Kufsteiner Jahre
anschließen.

Inspiriert von den lyrischen Qualitäten des Werdenfelser Landes um Garmisch-Partenkirchen,
das von Mulley in unzähligen Wanderungen und Jagdausflügen erkundet wurde, und
wohl auch, da er sein Können nach mehr als zehn Jahren der zur Routine
gewordenen Spachtelmalerei in anderen Ausdrucksformen versuchen wollte, ist
seit Ende der 1930er-Jahre eine Veränderung in seinen Bildern zu erkennen. Der
Farbauftrag – vorerst noch immer überwiegend mit der Spachtel – wurde flacher
und feiner strukturiert. Die Motive verlagerten sich vom Hochgebirge herab an
die Grenze der Vegetation, wo sich Mulley in atmosphärisch dichten
Darstellungen erweiterte Möglichkeiten der künstlerischen Ansprache erschloss;
nunmehr begegnet uns der Künstler außerdem als versierter Landschaftszeichner.

Was sich in den „Übergangsbildern“ schon ankündigte, fand seine Fortsetzung ab
1942/43, als er die Spachtel endgültig zur Seite legte und nur mehr mit dem
Pinsel malte. In den meisten seiner Motive stieg er nun herab von den Höhen und
verlagerte sie ins reizvolle süddeutsche Alpenvorland: Baumgruppen, Seen und
Moore, Heuschober, Dörfer und Burgen, zumeist in kleineren Bildformaten, traten
dabei an die Stelle der Berge, die seine Künstlerseele so viele Jahre bewegten
und die nun oft nur mehr im Hintergrund auszumachen sind.

Außerdem entstanden in dieser Zeit einige wunderbare Stilleben – weitere Zeugnisse vom
malerischen Können dieses außerordentlich begabten Künstlers.

Nach längerer Krankheit verstarb Oskar Mulley am 15. Jänner 1949 – eine
unüberschaubare Menschenmenge war anwesend, als er am Garmischer Friedhof
beigesetzt wurde. Seit seinem Tod wurde der Künstler in Garmisch-Partenkirchen
mehrfach mit Ausstellungen geehrt, zuletzt aus Anlass seines „100. Geburtstags“
im Jahr 1991.

Mulley wird heute von vielen Experten als der – auch international – „beste Bergmaler“
des 20. Jahrhunderts gesehen, seine Bilder finden sich in vielen renommierten
Kunst-Auktionshäusern des deutschsprachigen Raumes und erzielen dort
beachtliche Preise.

Weitere Informationen zu Oskar Mulley sind unter www.mulley.eu abrufbar.

 Ausstellungen:

Zu Lebzeiten

             
 1912 bis 1917: Klagenfurt,
Künstlerhaus

             
 1917: Bozen,
Merkantilgebäude

             
 1919: Innsbruck, Kunsthandlung/Galerie
Unterberger

             
 1920: Salzburg, Neue
Galerie

             
 1922: Lochau, Strandhotel;
Kufstein, Volksschule (Tiroler Landesausstellung); Innsbruck, Taxishof

             
 1923, 1924: Salzburg,
Künstlerhaus

             
 1924: Innsbruck, Stadtsäle

             
 1925: Salzburg,
Künstlerhaus

             
 1925/26: Gelsenkirchen,
Düsseldorf, Mülheim a. d. Ruhr, Hamburg, Nürnberg, Würzburg, München
(Wanderausstellung „Tiroler Künstler“)

             
 1926: Salzburg,
Künstlerhaus

             
 1927: Wien,
Sezessionsgebäude („Goldene Staastmedaille für bildende Kunst“); Budapest, Nemzeti
Szalon („Goldene Staatsmedaille für bildende Kunst“); Wien, Künstlerhaus

             
 1928: Nürnberg, Norishalle
(„Deutsche Kunst der Gegenwart“); Zürich, Kunstsalon Wolfsberg

             
 1929: Salzburg,
Künstlerhaus

             
 1929: Graz, Landesmuseum
(„Silberne Medaille der Stadt Graz für bildende Kunst“); Wien, Künstlerhaus
(„Wiener Volkspreis“)

             
 1930: Salzburg,
Künstlerhaus; Klagenfurt, Künstlerhaus; Budapest, Nemzeti Szalon

             
 1932: Hall i. Tirol,
Münzerturm (Tiroler Landesausstellung); Innsbruck, Taxishof; Budapest, Nemzeti
Szalon

             
 1933: Innsbruck, Taxishof
(„Das Tiroler Plakat“)

             
 1937 bis 1944: München,
„Haus der Deutschen Kunst“

             
 1946: Kufstein, Volksschule
(„Große Bezirks-Kunst- und Gewerbeschau“)

             
 1948: München,
Kunsthandlung Schöninger

 

Nach dem Tod

             
 1949: Garmisch-Partenkirchen,
Kurhaus

             
 1951: Bregenz,
Kunsthandlung Schwarz

             
 1962: Kufstein, Hauptschule

             
 1991:
Garmisch-Partenkirchen, Kurhaus

             
 1992: Kufstein, Rathaussaal

             
 1995: Kufstein, Festung
(Kaiserturm)

             
 1996:
Garmisch-Partenkirchen, Galerie Pritschow

             
 2004: München, Galerie
Schüller

             
 seit 2006: je ein
Mulley-Bild im Messner Mountain Museum (Burg Bruneck und Burg Sigmundskron
Bozen)

             
 2013: Rosenheim, Städtische
Galerie

             
 2014: München, Galerie
Schüller

             
 2018: München, Galerie
Schüller

 

 

(Text:
Herbert Ascherbauer, Mulley-Urenkel)


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